Tag des offenen Denkmals 2014: Farbe in der Altstadt – Bedeutung der qualitätsvollen Fassadengestaltung

18.09.2014 von Florian Notter

Führung zum „Tag des offenen Denkmals“ 2014

Trotz mäßiger Witterung nahmen zur Vereinsführung „Farbe in der Altstadt“ anlässlich des diesjährigen bundesweiten „Tags des offenen Denkmals“ am 14. September 2014 gut 60 Interessierte teil. Das Motto „Farbe“ wurde dabei nicht nur anhand der farbigen Anschauungsobjekte in der Freisinger Altstadt umgesetzt, sondern auch durch die durchaus bunte Darbietungsweise der beiden Referenten Dr. Klaus Kratzsch, Hauptkonservator a.D., und Norbert Zanker, Stadtheimatpfleger.

Der Rundgang startete am Marienplatz und ging über die Mittlere und Obere Hauptstraße in die Kochbäckergasse und zum Graben; über die Amtsgerichtsgasse und die Untere Hauptstraße gelangte man nach exakt zwei Stunden wieder zurück zum Ausgangspunkt. Norbert Zanker gab anhand des Themas Fassadengestaltung einen Einblick in seine umfangreiche Arbeit als Freisinger Stadtheimatpfleger. Für ihn stehe stets das gesamte Ensemble im Vordergrund, der historische Farbbefund einer Fassade sei zweitrangig. Es sei wichtig, dass es farbliche Wechsel gebe, von Haus zu Haus, aber auch an einer Fassade selbst, etwa durch die Absetzung des Sockels oder der Fensterfaschen.

Zanker betonte, dass vor allem die Farbwahl entscheidend sei. Es sollten stimmige Kalkfarben verwendet werden, keine zu aufdringlichen Töne. Keinesfalls dürfe sich die farbliche Gestaltung einer historischen Altstadt zu stark an die Gestaltung nicht-historischer Wohn- und Gewerbegebiete anlehnen. Die Altstadt sei ein besonderer Bereich mit eigenen Gestaltungsgrundsätzen, so Zanker.

Dr. Klaus Kratzsch räumte dem historischen Farbbefund einen ebenso hohen Stellenwert ein wie einem stimmigen Gesamtbild. Am Beispiel von Rathaus und Meisinger-Haus (Obere Hauptstraße 6) zeigte er auf, wie in den vergangenen Jahren Fassaden nach historischem Farbbefund – zumindest in Teilen – wiederhergestellt wurden. Im Fall des Rathauses bedauerte er, dass bei der letzten Renovierung 2004/05 die Fassungen der beiden Erker in Ägyptisch Blau und Gold nicht wieder hergestellt worden seien. Wie das ausgesehen hätte, konnten die Teilnehmer anhand eines Renovationsplans nachempfinden – viele zeigten sich von dem ungewöhnlichen, vornehmen Eindruck, den diese Farbfassung geboten hätte, positiv überrascht.

Die Referenten waren sich darin einig, dass in den vergangenen Jahren auch Einiges schief gelaufen sei, was die farbliche Fassung von Freisinger Altstadt-Fassaden betreffe, dies insbesondere in den Seitengassen, vor allem am Graben. Letztlich, so Norbert Zanker auf die Nachfrage eines Führungsteilnehmers, könne man als Stadt nicht eingreifen, wenn ein Eigentümer auf einer bestimmten Farbgebung beharre. „Nur gut zureden reicht halt oft nicht“, so Zanker. Auch wenn es in den meisten Fällen zu verträglichen Lösungen komme, brauche es allgemein klare Regeln für die Farbauswahl, etwa in Form einer Gestaltungssatzung für die Freisinger Altstadt.

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