Stellungnahme des Vereins: Transgourmet

19.03.2016 von Gernot Anders

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

der Verein Stadtheimatpflege Freising e.V. verfolgt mit Aufmerksamkeit und großer Sorge die Planungen zum Bau eines Gebäudes der Firma Transgourmet am Südring in Lerchenfeld.

Wir verstehen, dass die Stadt Freising in den nächsten Jahren viel Geld für Vorhaben braucht, die auch vom Verein Stadtheimatpflege Freising unterstützt werden. Deshalb dürfen jedoch gewichtige grundsätzliche städteplanerische und ökologische Gesichtspunkte, die aus unserer Sicht gegen das Projekt sprechen, nicht unberücksichtigt bleiben:

  • Größe und urbane Lage: Die Abmessungen der geplanten Halle mit circa 275 m x 90 m und einer Höhe von 18 m sprengen jegliche Dimension innerhalb der Stadtstruktur und widersprechen den bisher gesetzten stadtplanerischen Zielvorstellungen in eklatanter Art. Die Halle mit der geplanten Nutzung ‚verriegelt‘ nicht nur optisch, sondern verhindert jedes (geplante) organische Zusammenwachsen der Gewerbegebiete Clemensänger Ost und West.
  • Lärmbelästigung: Die geplanten LKW-Bewegungen, insbesondere in der Nacht mit den laufenden Kühlaggregaten produzieren Lärm. Die Stadt und die Mehrheit ihrer Bewohner kämpfen seit Jahren / Jahrzehnten um das Nachtflugverbot am Flughafen – mit der Ansiedlung von Transgourmet könnten uns hierfür künftig gewichtige Argumente genommen werden, ebenso im Hinblick auf den Kampf gegen die 3. Start- und Landebahn.
  • Nutzen für Freisinger Bürger: Ein Logistikunternehmen hat unbestritten keinerlei direkte Vorteile für die Menschen (z.B. kein Einkauf oder sonstige Dienstleistungen, wie bei fast allen dort angesiedelten Betrieben) und die entstehenden Arbeitsplätze sind wohl auch eher im unteren Bereich angesiedelt, ein Argument, das die Stadt auch gerne im Abwehrkampf gegen die Flughafenerweiterung bemüht (s. Pkt.2!).
  • Klimaschutzkonzept: Die Stadt Freising hat ein umfangreiches Klimaschutzkonzept beschlossen, das sehr anspruchsvolle Ziele enthält. Die CO2-Emissionen sollen deutlich reduziert und der vor allem verkehrsbedingte Energieverbrauch gesenkt werden. Mit der Ansiedlung eines so vom LKW Zulieferverkehr abhängigen Gewerbebetriebes wie Transgourmet sind die mit dem Klimaschutzkonzept angestrebten Ziele nicht zu erreichen.
  • Nachhaltigkeit: Die Dimensionen der geplanten Halle plus notwendige Verkehrsflächen schaffen eine derart übermäßige kompakte Bodenversiegelung, die weder durch eine „weitestgehend umgesetzte“ Dachbegrünung noch durch einen 20 m breiten Grünstreifen jemals ausgeglichen werden kann – rein rechnerisch vielleicht schon, ökologisch aber nicht.
  • Finanzielle Nachwirkung: Die Stadt Freising erfährt aktuell sicherlich eine wohltuende Geldspritze für ihren Haushalt. In ein paar Jahrzehnten wird dieses finanzielle Argument aber sicher vergessen sein. Dann zählt nur noch, ob das Gebäude eine Bereicherung für die Stadt ist oder eine nicht mehr gut zu machende Bausünde.

Wir hoffen, dass das eine oder andere o.a. Argument durch entsprechende Sach- und Fachgutachten entkräftet werden kann. Und wir hoffen auf ein bürgerfreundliches Ergebnis im Sinne einer ökologisch und stadtplanerisch nachhaltigen Entwicklung der Stadt gegenüber dem kurzfristigen Vorteil einer schnellen Geldbeschaffung.

Dies ist nicht zuletzt auch dem gültigen Bebauungsplan geschuldet, der vor Jahren mit viel Geld von namhaften Architekten und Stadtplanern entwickelt wurde.

Mit freundlichen Grüßen

gez.
Bernhard Reiml
Nanni Feller         Elisabeth Reisch         Gernot Anders

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