Platzbenennung Christopher-Paudiß-Platz

25.10.2008 von Florian Notter

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

im Hauptausschuss am 27.10.2008 sowie im Stadtrat am 30.10.2008 findet sich die Neubenennung zweier Bereiche innerhalb der Freisinger Altstadt auf der Tagesordnung. Es handelt sich dabei zum einen um das Areal zwischen der Schule St. Korbinian und der Stadtbibliothek, das in „Franziskanerplatz“ umbenannt werden soll. Da es hierfür keine traditionelle Bezeichnung gibt und außerdem auf das bis 1803 bestehende Freisinger Franziskanerkloster verwiesen wird, spricht meiner persönlichen Ansicht nach wohl nichts gegen eine derartige Benennung.

Anders verhält es sich mit dem zweiten Vorschlag: das Areal zwischen der ehem. Schule St. Georg und dem Heiliggeistspital soll die Bezeichnung „Christopher-Paudiß-Platz“ bekommen. Damit möchte man den Freisinger Hofmaler Christopher Paudiß (um 1630-1666), der möglicherweise ein Schüler Rembrandts war und insgesamt vier Jahre in Freising, unter anderem auch in der Heiliggeistgasse gewohnt hat, ehren.

Im Gegensatz zum möglichen „Franziskanerplatz“ ist aber an dieser Stelle eine sehr traditionsreiche – gleichwohl seit einigen Jahrzehnten nicht mehr offizielle – Bezeichnung vorhanden: „Im Barthof“. Hierbei handelt es sich um einen ganz typischen alten Freisinger Straßennamen, der sich bereits 1403 erstmals nachweisen lässt und weit bis ins 20. Jahrhundert hinein gebräuchlich war. Als man in den ersten Nachkriegsjahrzehnten ernsthaft daran dachte, ungefähr zwischen den heutigen Altstadtgalerien und dem Heiliggeistspital eine neue Hauptverkehrsstraße zur besseren Anbindung der Altstadt zu bauen, wurden schrittweise mehrere Gebäude im Bereich „Im Barthof“ abgerissen, sodass dort erst die heutige, im Vergleich zum Gesamtstraßenbild der Heiliggeistgasse auffallende Baulücke entstanden ist. Vermutlich verschwand dort zu dieser Zeit auch die traditionelle Straßenbezeichnung „Im Barthof“.

Ich möchte Sie bitten, eine mögliche Benennung des betreffenden Areals in „Christopher-Paudiß-Platz“ zu überdenken, weil man damit in Freising mit einer alten Tradition, nämlich dem Erhalt der schönen und einfachen, zumeist mittelalterlichen Straßennamen in der Altstadt, brechen würde.

Problematisch ist meiner Meinung nach auch die Bezeichnung „Platz“: das betreffende Areal zwischen der ehem. Schule St. Georg und dem Heiliggeistspital ist eigentlich kein Platz, sondern eine durch einen Planungsschaden entstandene Baulücke der jüngeren Vergangenheit. Zudem trägt der heutige parkähnliche Charakter mit vielerlei Bäumen und Sträuchern auch nicht eben zu einem Platzcharakter bei. Schließlich meine ich, sollte man generell mit der Vergabe der Bezeichnung „Platz“ äußerst vorsichtig und sparsam umgehen, da ein Platz in einer historischen Altstadt immer auch mit einer herausragenden gesellschaftlichen, wirtschaftlichen oder kulturgeschichtlichen Bedeutung verbunden ist. Wir haben in Freising eigentlich nur zwei historische Orte, die die Bezeichnung „Platz“ verdienen: der Domplatz und der Marienplatz. Nach mehreren Jahrhunderten hätte die Altstadt sozusagen über Nacht vier „Plätze“.

Gleichzeitig möchte ich vorschlagen, die erst in jüngerer Vergangenheit verloren gegangene Bezeichnung „Im Barthof“ für das betreffende Areal wieder einzuführen. Man würde sich somit einer jahrhundertealten Tradition anschließen. Im Gegensatz zu der etwas aufgesetzten und künstlichen Bezeichnung „Christopher-Paudiß-Platz“ hätten wir mit dem Namen „Im Barthof“ eine ehrliche und ebenso erdige Benennung wie es für alte Städte in Altbayern üblich ist (Vergleichen Sie z.B. die schillernden Straßennamen der Regensburger Altstadt: „Im Stall“, „Hinter der Pfannenschmiede“, „Vor der Grieb“, „Am Wadmarkt“, etc.).

Ohne Zweifel hat der bedeutende Maler Christopher Paudiß einen Straßen- oder auch Platznamen verdient. Das kann aber auch außerhalb der Altstadt geschehen, so wie alle anderen bedeutenden Künstler in Freising auch außerhalb des historischen Kerns ihre Straßennamen erhalten haben (z.B. Asamstraße, Viscardistraße, Therese-von-der-Vring-Straße, etc.). Mit einer Benennung in „Christopher-Paudiß-Platz“ müsste man konsequenterweise den Straßenzug „Am Büchl“ in „Johann-Baptist-Zimmermann-Straße“ oder die „Obere Domberggasse“ in „Placidus-von-Camerloher-Straße“ umbenennen.

Das würde niemand nachvollziehen können.

Ich bitte Sie deshalb eindringlich, im Sinne einer Freisinger Tradition zu handeln und der Altstadt einen ihrer alten Namen zurückzugeben. In wunderbarer Weise fügt sich der Name „Im Barthof“ in die Reihe „Am Wörth“, „Am Büchl“, „Hummelgasse“, „Fischergasse“, „Am Graben“, etc. ein.

Mit besten Grüßen,

Florian Notter

P.S.: beigelegt sind eine Liste mit einer Auswahl an Quellenbezeichnungen, die den Namen „Im Barthof“ mehrfach belegen, ferner ein Auszug aus dem Adressbuch von 1895 sowie ein Ausschnitt aus dem Stadtkatasterplan von 1858.

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