Schaffung eines behindertengerechten Zugangs zu St. Jakob in Vötting
22.09.2009 von Florian Notter
An die Kirchenverwaltung
der kath. Stadtpfarrei St. Jakob in Vötting
Sehr geehrte Damen und Herren,
wie ich in den vergangenen Wochen von Seiten des Ordinariats, der hiesigen Kirchenverwaltung und des staatlichen Bauamts in Erfahrung gebracht habe, wird konkret an die Umsetzung eines behindertengerechten Eingangs im Bereich der Westseite der Pfarrkirche St. Jakob gedacht. Dies ist von meiner Seite grundsätzlich zu begrüßen.
Jedoch habe ich als Historiker und jemand, der sich in den vergangenen Jahren mit der interessanten Geschichte des Kirchenbaus auseinandersetzen durfte, starke Bedenken im Hinblick auf eine der in Aussicht genommenen Planungsüberlegungen. Die Variante, die einen Durchbruch auf der linken Seite der Westfassade vorsieht, halte ich für ungeeignet.
Zum einen ist aus meiner Sicht stets denjenigen Varianten der Vorzug zu geben, die die historische Bausubstanz möglichst nicht tangieren. Ein Durchbruch an geplanter Stelle würde eine Zerstörung historischen Mauerwerks bedeuten.
Zum anderen würde der einseitige Durchbruch die Ausgewogenheit der Westfassade stören. Beim Bau der Jakobskirche zwischen 1854 und 1857 hatten die Architekten Franz Xaver Beyschlag und Carl Klumpp d. J. großen Wert auf eine axiale West-Ost-Ausrichtung sowie auf eine symmetrische Ausgestaltung gelegt. Der Charakter dieses auf dem Reißbrett konzipierten Kirchenbaus hat sich gerade an St. Jakob besonders gut erhalten. Deshalb kann es nicht sein, die Gestalt der wichtigsten Seite der Kirche aus ihrem überkommenen architektonischen Gleichgewicht zu bringen.
Eine Variante, die eine behindertengerechte Rampe zum Kirchenportal vorsieht, beeinträchtigt meines Erachtens den optischen Gesamteindruck ebenfalls, jedoch bei weitem nicht so stark wie im Falle eines Mauerdurchbruchs auf der linken Seite. Einer solchen Rampe wäre meiner Meinung nach der Vorzug zu geben, nicht zuletzt deshalb, weil sie sich beispielsweise an nahe gelegenen Kirchen wie in St. Georg in Freising schon bewährt hat.
Ich bitte Sie, sich sowohl für die historische Substanz, als auch für eine ausgewogene und ansprechende Gestalt der Westseite der Vöttinger Kirche zu entscheiden. Ein Vorschlag wie der genannte Durchbruch zeigen einmal mehr, dass der baukünstlerische wie der historische Wert der Jakobskirche noch immer nicht in dem Maß gesehen wird, wie es dem bedeutenden Bau eigentlich zustehen müsste. Bei ähnlicher Problematik beispielsweise in St. Georg oder St. Peter und Paul in Neustift käme dort niemand auf die Idee, die Westfassade der Kirche für einen behindertengerechten Gang aufzubrechen. Leider aber im Falle St. Jakobs schon.
Schließlich hoffe ich, mich mit meiner Sicht auf die Dinge nicht all zu sehr in ihre Kompetenzen eingemischt zu haben,
und verbleibe mit herzlichen Grüßen,
Florian Notter
Vorsitzender Stadtbildpflege Freising
Mitglied des Freisinger Stadtrates