Ausflug in die ehemalige Freisingische Herrschaft Burgrain

19.08.2016 von Michael Lutzenberger

Burgrain, heute ein Ortsteil der größeren Marktgemeinde Isen, liegt circa 25 km von Freising entfernt im Landkreis Erding.

Fast 1000 Jahre, vom Jahr 811 bis 1803, war dieser kleiner Bereich fester Bestandteil des Hochstifts Freising. Der Freisinger Fürstbischof war dort Landesherr, in einer Enklave mitten im Herzogtum bzw. Kurfürstentum Baiern.

Angestoßen durch persönliche Kontakte eines Mitglieds der Stadtheimatpflege wurde bereits im Januar eine Delegation, bestehend aus Vertretern der Marktgemeinde Isen, der Geistlichkeit und den beiden Brüdern Jürgen und Ulrich Klapp, den Burgherren, mit ihren Frauen vom Oberbürgermeister und anderen Vertretern der Stadt Freising im Rathaus empfangen.

Nun hatten Mitglieder der Stadtheimatpflege Freising e.V. und andere interessierte Freisinger Bürger die Möglichkeit, Schloss Burgrain und die Isener St.Zeno-Kirche, den „kleinen Freisinger Dom“, zu besichtigen.

Herr Ulrich Klapp führte kenntnisreich und mitreißend durch das Schloss Burgrain mit seinem kleinen Museum und Herr Reinhold Härtel ebenso durch die beeindruckende Burgkapelle, eine gotische Kirche, die unter Fürstbischof Eckher erweitert und in barockem Stil ausgestaltet wurde. Der Freisinger Hofstuckateur Nikolaus Lichtenfurtner hat hier eines seiner schönsten Werke geschaffen.

Schloss Burgrain, hoch auf einem Bergsporn gelegen, war der „Regierungssitz“ des Burgpflegers, eines Dienstmannes des Fürstbischofs.

Von hier aus ging es weiter nach Isen. Zur dortigen St. Zenokirche gehörte bis 1802 ein Kollegiatstift mit Priestern, die auch die umliegenden Pfarreien betreuten.

Die Kirche, im 12.Jahrhundert erbaut, hat sich immer am „großen Bruder“, dem Freisinger Dom, orientiert: über eine gotische Vorhalle betritt man durch ein romanisches Portal den zum Teil noch barocken Kirchenraum. Leider hat das 19.Jahrhundert mit seiner Verachtung für barocke Kunst auch hier seine Spuren hinterlassen. Ein Schicksal, dem der Freisinger Dom im wesentlichen entgangen ist. Trotzdem ist noch viel Schönes erhalten, so z.B. eine Kopie des Bildes von P.P.Rubens „Die apokalyptische Frau“ aus dem 17.Jahrhunder von Ulrich Loth. Faszinierend auch die kleine romanische Krypta, ein Raum, der mit seiner Atmosphäre in besonderer Weise anrührt.

Herr Härtel hatte hier wieder die Führung übernommen, so dass mit der Fülle der Eindrücke ganz die Zeit vergessen wurde und die Gruppe mit erheblicher Verspätung zum Abendessen im Gasthof Klement einkehrte. Eine dritter Besuch im Heimatmuseum der Gemeinde Isen, wo Herr Wenhardt geführt hätte, musste wegen der fortgeschrittenen Zeit auf das nächste Mal verschoben werden, so interessant wie es sicher noch gewesen wäre.

Beim gemütlichen Ausklang in der Gaststätte konnte Herr Bernhard Reiml als Vorsitzender der Stadtheimatpflege unseren engagierten Gastgebern noch eine besondere Überraschung  als Geschenk bereiten. Er bedankte sich herzlich und meinte dann, es sei auf Schloss Burgrain wirklich alles perfekt gewesen, allerdings mit einer kleinen Ausnahme und hier müsse unbedingt Abhilfe geschaffen werden. Auf der Burg habe die bayerische Fahne geweht, hier müsse jedoch das Banner des Hochstift Freising flattern und rollte eine große Fahne mit einer Nachbildung des Freisinger Mohr aus, dem Hoheitszeichen lang vergangener Zeiten. Herr Klapp sicherte auch sofort zu, dass immer, wenn Freisinger nach Burgrain kämen, diese Fahne gehisst würde.

So wurde nach über 200 Jahren wieder an eine 1000jährige gemeinsame Geschichte angeknüpft mit der festen Absicht, wenn schon nicht die politische Beziehung, dann eben die kulturellen Kontakte neu aufleben zu lassen.

Wir würden uns freuen bald zahlreiche Bürgerinnen und Bürger aus Burgrain und Isen in Freising begrüßen zu dürfen.

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