Der ehemalige Hacklbräu-Sommerbierkeller und was von ihm übrig blieb

17.03.2021 von Hermann Bienen

Zwischen der Weihenstephaner Straße und der Vöttingerstraße befindet sich am Nordosthang des Weihenstephaner Berges das große Grundstück der ehemaligen Gärtnerei Franke. Darauf stehen gläserne Gewächshäuser, die sich unauffällig den Hang hinauf ziehen, im oberen Bereich ein Wohnhaus, und an der Weihenstephaner Straße ein Verkaufsraum sowie das unter Denkmalschutz stehende alte Mesnerhaus von St. Veit.

Derzeit werden frühere Planungen zur Bebauung des Gärtnerei-Areal wieder aufgenommen.

Die Gestaltung dieser für eine Wohnbebauung absolute Toplage in Freising sollte dabei mit höchster Sensibilität durchgeführt werden, um alle städtebaulich relevanten Anforderungen zu erfüllen.

Sehr gut beschreibt dies eine Feinuntersuchung des Amtes für Stadtplanung und Umwelt Freising, die staatlich gefördert wurde und in einer Broschüre „Gipfeltreffen - Wie Freisings Berge das Stadtbild prägen“ aus dem Jahre 2018 vorliegt. Darin heißt es: „Der Weihenstephaner Berg ist einer der identitätstiftenden Freiräume im Stadtgebiet. Die Gehölzbestände und der hohe Freiflächenanteil, die dieses markante Erscheinungsbild prägen, sollen erhalten und weiter entwickelt werden. Bebauungspläne sollen einfach gehalten werden. Das Bewusstsein der Eigentümer für den Erhalt von Pflanzungen und Bäumen in den Privatgärten und einer fachgerechten Sicherung der Hänge sollen geschärft werden. Fachwissen für eine gute Gestaltung von Hanggärten soll vermittelt und ein Förderprogramm für die Begrünung privater Hanggärten aufgestellt werden.“

Weitere Zielsetzung darin war die Sicherung der Funktion der grünen Hänge für den Naturhaushalt und das Stadtklima. In vorliegendem Fall ist dem Weg der Hauptluftströmung von Westen bis in die Innenstadt größte Bedeutung zuzumessen.

Darüber hinaus ist der Weihenstephaner Berg neben dem Domberg ein wichtiger optischer Bezugspunkt in der Stadt Freising. So steht das Franke-Gelände in gerader Sichtachse der Freisinger Hauptstraße zum Weihenstephan Berg und der dortigen historisch bedeutenden Brauerei, was in keinem Falle gestört werden sollte.

Begrenzt wird das Gelände im Norden durch ein großes Wohn- und Geschäftshaus an der Vöttinger Straße. Entlang der gesamten Hauslänge befinden sich in der dahinter liegenden Bergkante sowie dem angrenzenden Teil des Gärtnerei-Grundstückes heute noch Teile des früheren Hacklbräukellers, einer alten Bierkelleranlage. Für den Hausneubau wurde 1972 der nördliche Teil dieser Kelleranlage mit der Gaststätte abgerissen und noch vorhandene Hohlräume im Berg belassen und zugemauert. 

Der ehemalige Hacklbräubierkeller war ein beliebter Freisinger Sommerkeller. Schon im  Rustikalsteuerkataster von 1812 wird dieser im Besitz des Ziegelbräuers Georg Reil bezeichnet. Im selben Jahr war durch eine Verfügung des damaligen Königs Maximilian I., der Minutoverschleiß (Verkauf und Trunk) von Bier an den Sommerbierkellern der Bierbrauer erlaubt worden. 1851 verkaufte dessen Sohn Sebastian Reuel diesen Bierkeller an den Hacklbräu Franz Xaver Müller, da er selber einen neuen Sommerbierkeller an der Wippenhauserstraße (später Daurerkeller) errichtet hatte. Franz Xaver Müller vergrößerte seinen Sommerbierkeller 1859. Ab dieser Zeit übernahmen dann Kellerpächter/-innen die Bewirtschaftung des Hacklbräukellers. Anhand verschiedener Orginalpäne aus dem Freisinger Stadtarchiv sind weitere Vergrößerungen und Ausbauten des Sommerkellers nachvollziehbar, so 1884 der Einbau eines Eiskellers, 1888 ein zusätzlicher großer Lagerkeller und 1902 ein Schareiskeller. Bei den Gebäuden kamen 1890 hinzu die Vergrößerung des „Conzertsaales“, 1912 eine überbaute Durchfahrt, 1919 neue Wohnungen, sowie kleinere An- und Ausbauten.

Hacklbräukeller um 1910, StadtAFS

Im II. Weltkrieg dienten die Keller des „Hacklkellers“ als Luftschutzräume, die lt. einer Erhebung an die 500 Personen fassen konnten. Als Besonderheit soll es darin auch eine eigene Quelle gegeben haben.

1962 wurde nach dem Kauf der Hacklbrauerei durch die Graf Arco-Brauerei in Moos der Braubetrieb stillgelegt. Das miterworbene Kellerareal in der Vöttinger Straße, nun Arcobräukeller genannt, wurde von Grund auf saniert und darin Limonaden hergestellt und abgefüllt. 1970 wurde die Gaststätte geschlossen und das Gelände verkauft.

Abbruch Hacklbräukeller 1971, StadtAFS

Zumindest jetzt ist es im Sinne einer historischen Aufarbeitung unbedingt notwendig, die Nutzung und den möglichen Erhalt der noch vorhandenen Kellerteile zu prüfen, bevor weitreichende Planungen und Entscheidungen getätigt werden. Unabdingbar ist zuvor auf jeden Fall eine komplette bildliche und detaillierte Maßaufnahme mit modernsten Mitteln, um dieses Zeugnis alter Freisinger Braukultur auch umfassend für die Nachwelt zu dokumentieren.

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